Stadt der Luftschiffe: Varuna

Der Geruch (oder war es nur der starke Wunsch?) vom Essen hatte Kazumi beinahe so stark in Besitz genommen, das sie Yari fast überhört hatte. Jedoch konnte sie aus den letzten Worten des Satzes sich genug zusammenspinnen um eine gute Antwort abgeben zu können, welches sie mit einem Nicken bestätigte. "Griemeltee ist...Tee. Da ist kein Alkohol enthalten, keine Sorge. Limonade wäre natürlich auch ne gute Alternative...denke ich." Sie trank gerne mal Limonade, aber wenn sie eine warme Mahlzeit haben wollte, war Tee stets die erste Wahl für sie.
Sie konnte sich ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen wie eine solch nette Familie von Yari Probleme mit Alkohol haben konnte, jedoch wusste sie auf der anderen Seite nichts über seinen Vater. Yari hatte ihr ja erzählt das er vor einigen Jahren verschollen war und Kazumi wollte sich garnicht erst ausmalen wie hart es gewesen sein musste eine Familie durchs Leben bringen zu müssen. Sie war selbst viele Male mal pleite, aber sie hatte nicht die B+rde gehabt auf eine Familie aufpassen zu müssen. Nein, sie ließ es nicht zu selbst irgendwelche Vermutungen anzustellen. Jede Familie, nein jedes Lebewesen hatte ihre eigenen persöhnlichen Probleme. Kurz schien Kazumi sich an etwas schmerzhaftes zu erinnern, doch verschwand es genauso schnell wie es gekommen war. Stattdessen ließ sie sich nun mit einem leichten Ächzer auf einen der Stühle in der Ecke nieder.

Die Reaktionen auf sein Geständnis fielen zwar unterschiedlich aus, doch waren beide weitaus weniger schlimm, als er es sich ausgemalt hatte. Wann immer er seine Alkoholabstinenz ins Spiel brachte, erntete er meist nur Spott und hohn, doch sowohl Fomjah wie auch Kazumi schienen nichts derartiges sagen zu wollen. Stattdessen schlugen sie zum einen Limonade, zum anderen Griemeltee als Substitution für das Mohnbier vor, zwei Getränke, die er zur Zeit beide gerne eingenommen hätte. "Dann... einen Griemeltee. Entschuldigt die Umstände, ich weiss es ist nicht so einfach mit mir, hehe..." Er kam nicht darum herum, sich erneut verlegen am Hitnerkopf zu kratzen. Würde er es jemals schaffen, sich in die Gruppe einzubinden, ohne auf eine ungewünschte Art und Weise herauszustechen? Vorerst schien auf jeden Fall erst einmal warten angesagt zu sein. Yari warf erst einen Blick zu Kazumi - was er irgendwie automatisch getan hatte - doch diese schien nicht darauf zu reagieren, so dass der Junge seinen Blick wieder in die Tischmitte richtete und erst einmal still verblieb.

"In der Tat." hätte sie beinahe gesagt. Doch es blieb allein beim Gedanken an diese Worte. Fomjah frage sich, wie lange die zwei nun schon gemeinsam reisten und wie verständnisvoll Kazumi war.
Danach dauert es nicht lange, bis der Wirt in gemächlichen Schritten angetrottet kam, um die Bestellungen eine nach der Anderen aufzunehmen. Er selbst hatte sich dem Thema entsprechend in traditionelle Kleidung der Shari gekleidet und grüßte in Originalsprache. Ganz offensichtlich gehörte er selbst dem Volk an und betrieb dieses Gasthaus als Hommage an seine Heimat. Danach verschwand der Wirt - und das Warten begann von Neuem. Fomjah kramte erneut nach ihrer Pfeife, zündete sie an und ließ den Rauch des ersten Zuges in einem dünnen Streifen aus ihrem Mund fliegen. "Ich würde dich gern einmal kämpfen sehen, Kazumi.", platzte es nach kurzem Stillschweigen aus ihr heraus. "Natürlich nicht jetzt sofort."

Auf Yaris Worte musste sie leicht grinsen, jedoch blieb es auch dabei. Sie hatte schon deutlich schlimmeres miterleben müssen. Waren zwar nur Klienten, aber die konnten einen trotzdem mächtig auf die Nerven gehen- besonders wenn sie wussten das Winterboten die Informationen brauchte.
Während sie da so saßen und der Wirt kam um die Bestellungen aufzunehmen, versuchte sie in Gedanken die Worte das Sharis nachzusprechen, doch auch dieses Mal konnte sie lediglich nur ein Nicken von sich geben. Keiner schien so recht zu wissen worüber sie reden konnten, denn die Stille lag förmlich in der Luft, neben dem Rauch der Pfeife, welches ihre neue Gefährtin angezündet hatte. Sie schien ihre Pfeife ziemlich zu mögen, bemerkte Kazumi, doch da sprach Fomjah sie bereits an mit...einer Herausforderung? Sie war ein wenig verwirrt, aber da sie annahm das sie alle bereits mehr oder weniger eine kämpferische Ausbildung hinter sich hatten, zuckte sie nur mit den Schultern. Nicht jedoch vorher erst den lästigen Rauch wegzuwedeln. "Nun, ich denke es wird sich sicherlich eine Gelegenheit ergeben...früher oder später....auch wenn ich ebenfalls zu später tendieren würde." Sie hatte keine Probleme damit ihre Kampfkünste zur Schau zu stellen, doch noch immer war der Gedanke an ihrem Auftrag sehr stark vor ihrem geistigen Auge präsent. Sie durfte die Dokumente auf keinen Fall verlieren...

"In Ordnung.", erwiderte sie lediglich. "Auch ich habe im Stützpunkt von Krosah noch etwas zu erledigen." In Wirklichkeit war sie gerade zu versessen darauf zu wissen, was Kazu mit ihrer Waffe alles anstellen konnte!

Yari war ziemlich ratlos, als Fomjah seine Vorgesetzte um einen Kampf bat, denn er wusste überhaupt nicht, wie er reagieren sollte. In erster Linie war das natürliche eine Sache zwischen den beiden Damen, die ihn an und für sich nichts anging. Selbst wenn Kazumi nicht über ihm in der Hierarchie gestanden wäre, wäre es einfach lächerlich gewesen, sich da einzumischen. Allerdings war er schon ein wenig bedrückt, dass die Dämonin anscheinend nur Kazumi eine wirkliche Kampfkunst anzurechnen schien. Der Vorfall von vorhin hatte in dieser Sache überhaupt nichts ausgesagt, da es zu keinem wirklichen Kampf gekommen war. Hatte Fomjah wirklich dadurch schon Talentunterschiede ausmachen können? Schliesslich und endlich konnte Yari jedoch auch selber ein gewisses Interesse an Kazumis Umgang mit dem Naginata nicht verneinen: Da er selber eine Waffe der gleichen Gattung führte, erhoffte er sich von seiner Gefährtin schon einiges abschauen zu können, denn er wusste, dass er mit Pfeil und Bogen doch etwas geschickter unterwegs war als mit der Stangenwaffe. So beliess er es schlussendlich bei einem lächelnden "Übertreibt es einfach nicht, wenn ihr es denn tut, ja?" um nicht irgendetwas unangebrachtes herauszulassen.

"Übertreiben?" Fomjah grinste. "Ich werde schon rechtzeitig aufhören." Sie versuchte immer noch ihre beiden Gegenüber richtig einzuschätzen und nach einer leichten Provokation zeigte sich oftmals ein Stück des wahren Charakters.
Nach einer Weile war auch das Essen soweit und wurde nach den Getränken serviert. Fomjah fiel auf wie ungewöhnlich diese Situation für sie war. Für sie war es nichts Normales in Gesellschaft zu essen. "Nun, lasst es euch schmecken..."